Team Lehrer-Hund

In Gesprächen zeigt sich, dass viele Menschen der Meinung sind, ein Schulhund würde immer in der Schule leben. Er sei morgens bei den Schülern und Lehrern und nachmittags und an den Wochenenden werde er vom Hausmeister versorgt. Dabei könne er natürlich auch schön die Schule bewachen!

So ist es natürlich nicht. Die meisten Schulhunde gehören einer Lehrkraft, die für den tiergestützten Einsatz ausgebildet sein sollte und auch den Hund entsprechend trainiert und vorbereitet hat. Denn wenn ein Hund wirklich den Lehrer bei seiner Arbeit unterstützen und gezielt Bereiche bei den Schülern fördern soll, dann müssen Hund und Lehrer ein Team bilden. Die Kommunikation zwischen beiden findet überwiegend nonverbal statt und beruht auf dem gewachsenen Vertrauensverhältnis von Hund und Halter.

Die überwiegende Zeit in der Schule geht der Lehrer seinem normalen Unterrichtsgeschehen nach. Das heißt, seine Aufmerksamkeit muss voll auf den Schülern und der Vermittlung der Unterrichtsinhalte liegen. Die hundegestützte Pädagogik in der Schule funktioniert nur, wenn eine gute Bindung zwischen Hund und Lehrer besteht. Der Hund orientiert sich automatisch am Lehrer und dieser muss sicher sein, dass es zu keinen gefährlichen Situationen mit den Schülern kommt. Voraussetzung hierfür ist natürlich neben einer guten Bindung ein adäquater Charakter des Schulhundes und eine gute Ausbildung. Die beiden letzten Punkte führen dazu, dass die freie Interaktion des Hundes in der Klasse viele Prozesse positiv beeinflusst.

Stresssymptome des Hundes beachten

Nur wenn der Lehrer souverän im Unterrichtsprozess steht und sicher im Umgang mit seinem Hund ist, kann es zu einer positiven Beeinflussung des Unterrichts kommen. Ohne diese beiden wichtigen Komponenten kommt es zum Stress (Distress) beim Lehrer, der sich sofort auf sein Tier überträgt und fatale Folgen haben kann.

Zunehmend besteht bei vielen Kollegen mittlerweile auch die Möglichkeit, den Hund gezielter in der Einzel- oder Kleingruppenarbeit einzusetzen. Durch die Teambildung mit dem Hund weiß der Lehrer, wie und bei welcher Klientel dieser ihn effektiv unterstützen kann. Es gibt nicht den perfekten Schulhund! Wie jeder Lehrer haben auch die Hunde ihre Stärken und Schwächen und müssen dementsprechend eingesetzt werden. Besonders in der zielgerichteten Arbeit mit einzelnen Schülern ist eine gute Team-Ausbildung von Lehrer und Hund wichtig. Die gelenkte Interaktion mit dem Hund erfordert neben einem guten pädagogischen Grundwissen ein umfangreiches Training für den Hund, damit dieser nicht überfordert wird.

Die Überforderung eines Hundes zeigt sich aber nicht erst, indem er die Mitarbeit verweigert oder gar knurrt oder beißt. Stresssymptome des Hundes können nur teilweise bei genauem Hinsehen sofort erkannt werden. Häufig äußern sie sich erst nach der Arbeit in der Schule oder gar erst nach längerer Zeit. Deshalb ist die Teambildung Lehrer-Hund eine wichtige Voraussetzung für eine qualifizierte Arbeit. Schulhunde dürfen nicht verliehen und einmal hier und einmal dort eingesetzt werden. Vor allem dürfen sie nicht dem anstrengenden Schulalltag ausgesetzt werden, ohne sich blind auf ihren Rudelführer verlassen zu können. Dies ist nur gegeben, wenn beide einen großen Teil des Tages gemeinsam verbringen und Übungen tagtäglich unterstützt und ausgebaut werden. Der Lehrer muss auch kleine Stresssymptome seines Hundes erkennen und notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen. Klare Signale des Lehrers erhöhen die Stabilität des Hundes und beugen Unsicherheiten im Umgang mit Schülern vor.

Auch die Vorstellung, der Hund könne fünf Tage pro Woche ganztägig im Klassenzimmer verbringen, ist nicht tierschutzgerecht. Vielmehr sollte die Lehrkraft dank ihrer umfassenden Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Pädagogik in der Lage sein, sich genau zu überlegen, zu welchen Zeiten die Anwesenheit eines Schulhundes sinnvoll ist. Mehr als zwei Tage pro Woche halten viele Experten bereits für eine Überlastung des Hundes. Auch sollten die Tiere nicht mehr als zwei bis drei Stunden am Stück im Klassenzimmer sein.

Eine gute Ausbildung als Grundlage

Von den im Schulhundweb aufgeführten Schulhunden ist bisher ca. die Hälfte mit dem Besitzer speziell für die tiergestützte Pädagogik im Team ausgebildet worden. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf, damit die momentan explosionsartige Vermehrung der Schulhunde nicht zu negativen Berichten in den Medien führt und Schaden für Schüler und Hund abgewendet wird. Immer wieder hört man von Hunden, die ohne Ausbildung mit in die Schule genommen werden, da sie nicht allein zu Hause bleiben können. Dies ist keine Basis für eine effektive hundegestützte Pädagogik, sondern gefährdet alle Beteiligten. Es unterstützt die Gegner einer tiergestützten Pädagogik in der Schule und kann zu fatalen Folgen für den überforderten Hund führen.

Eine einheitliche allgemein anerkannte Ausbildung der Schulhunde gibt es bisher noch nicht. Ausbildungsmöglichkeiten werden pauschal für Lehrer, Pädagogen, Sozialpädagogen, Therapeuten, Motopäde und andere einschlägige Berufe angeboten. Allgemein wird aber mittlerweile fast überall die Ausbildung im Team Mensch-Hund gemacht. Kosten und Umfang der Ausbildung variieren stark. Der Fachkreis Schulhunde, der sich ab April 2007 regelmäßig in Kassel trifft, versucht hier auf Dauer Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen, die speziell für Lehrer und ihre Hunde angeboten werden und nicht gewinnorientiert sind.