Wer den Mensch-Tier-Begegnungshof Lamahausen mitten in der hessischen Rhön betritt, der trifft möglicherweise auf Katzen, die mit Hunden spielen, Gänse, Hühner und Puten, die gemeinsam unterwegs sind, oder frei laufende Kaninchen, die neben einem Alpaka ein Sonnenbad nehmen. Denn auf dem Hof lebt nicht jede Tierart für sich in einem Gehege, sondern im Miteinander.
Ziel des Begegnungshofs ist es nicht nur, den Tieren eine schöne Heimat zu schaffen, sondern auch die Förderung von Mensch-Tier-Begegnungen jeden Alters. „Zu uns kommen vorwiegend Menschen mit Förderbedarf, also Menschen mit psychischen, geistigen und körperlichen Besonderheiten, aber auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene, denen die Begegnung mit den Tieren guttut. Emotionale Momente entstehen oft bei verhaltensauffälligen, depressiven oder von Autismus geprägten Personen, die sich bei Lamas und Alpakas öffnen und Nähe zulassen können. Aber jede Begegnung ist anders“, berichten Schwester Debora Schneider und Karin Grygier, Gründerinnen von Lamahausen und Vorsitzende des Vereins Lamas helfen Menschen e.V.
Neben vielen weiteren Tierarten werden auf dem Hof auch Lamas und Alpakas tiergestützt eingesetzt. Neben der freien Begegnung auf dem Hof können die Klienten und Klientinnen bei gemeinsamen Spaziergängen mit den Tieren in Kontakt kommen. „Vor dem ersten Treffen klären wir Wünsche, Ziele und die Bedürfnisse der Person“, erklärt Schwester Debora Schneider. Nach einer kurzen Absprache der Regeln erfolgt das angeleitete Kennenlernen von Mensch und Lama oder Alpaka. Dies findet, sofern der Wunsch nach Annäherung besteht, in der Regel auf dem Mensch-Tier-Begegnungsbereich statt – einem abgegrenzten Bereich am Rande der Weide, der von Gästen betreten werden darf.
„Lamas und Alpakas sind Tiere, mit denen man in Beziehung gehen muss, um Nähe zu erleben“, erzählt Karin Grygier. „Sie sind sehr feinfühlig und spiegeln uns wider, wie wir aktuell sind. Wenn die Tiere Stress und Hektik spüren, bleiben sie dem Menschen fern, bis er sich auf ein Herunterkommen und Entspannen einlässt. Spüren sie ein dominantes und wenig einfühlsames Gegenüber, dann halten sie sich ebenfalls fern oder weigern sich, mitzulaufen. Ist der Mensch sehr unsicher oder ängstlich, dann gehen sie selbst in Führung. Und faszinierenderweise kommt es bei der Interaktion mit den Tieren nicht auf die körperliche, sondern auf die mentale Ausstrahlung an: Wenn ein kleines Kind oder jemand im Rollstuhl sich von der innerlichen Einstellung her sicher ist, ein Lama führen zu wollen, dann wird das klappen und die Neuweltkameliden lassen sich auf den Menschen und sein langsameres Tempo ein. Lamas und Alpakas kann man nichts vormachen, man kann ihnen nur mit echtem Interesse und dem Sich-Einlassen auf eine Beziehung begegnen. Das ist für jeden ein gutes Training für ein gelingendes Miteinander. Und für Menschen mit Förderbedarf ist das meist eine ganz tolle Erfahrung, weil Äußerlichkeiten keine Rolle spielen und sie vom Tier unabhängig von allen Einschränkungen mit ihrem innersten Interesse wahr- und ernstgenommen werden.“
Kontakt: Lamahausen l Schwester Debora Schneider und Karin Grygier l info@lamahausen.de l www.lamas-helfen-menschen.com